Sorry until now we got only german reviews ...
Sehen und gesehen werden |
Das Videodance Department ist seit Jahren fester Bestandteil
von Londons The Place, in Ländern wie Brasilien, Italien und Japan
finden regelmäßig Videotanzfestivals statt, und selbst di
SK-Kulturstiftung, die immerhin schon vor 15 Jahren eine Förderung
für Videotanz eingerichtet hat, orientiert sich eher ins Ausland. Aus Tanzraumberlin Mai/Juni 2007 |
Pas de
deux auf dem Dancefloor Profitänzer improvisieren im 103 Club. Dies wird gefilmt, von VJs bearbeitet und in die Lounge projiziert In Clubs wird getanzt! Doch während normalerweise Amateurtänzer im Takt des Beats zappeln, erobern in einigen Nachtclubs Balletttänzer den Dancefloor. Im Berghain und dem 103 Club trifft nun das Staatsballett auf Flaschenbier und Pas de deux auf DJs. "Shut Up And Dance!" heißt das neue Tanzstück des Berliner Staatsballetts. Doch statt auf der altehrwürdigen Bühne der Staatsoper zu tanzen, suchten sich die jungen Choreographen und Tänzer eine ungewöhnliche Location. Vorbei an verriegelten Lagerhallen und über holprige Straßen erreichen die Premierengäste den Aufführungsort, den legendären Technoclub Berghain. In dem stillgelegten Heizkraftwerk nahe dem Ostbahnhof feiern jedes Wochenende Tausende junge Partygänger. Ihre verschwitzten Leiber zucken zur elektronischen Musik. Klassik, Oper oder Ballett sind ihnen so fremd wie dem Papst die Love Parade. Bei "Shut Up And Dance!" trifft nun Underground auf Hochkultur, ein Clash der Kulturen. Die vermeintlichen Gegensätze fließen jedoch ineinander, denn das Berghain brachte sich auch künstlerisch ein. Die Haus-und-Hof-DJs Âme, Sleeparchive, Luciano, nsi und 7th Plain alias Luke Slater komponierten die Musik für die Tanzaufführung. "Die Herausforderung liegt darin, einmal etwas anderes als reine Clubmusik zu machen", sagt Kristian Beyer von Âme. Zumal für viele das Tanztheater eine fremde Welt ist. "Ich war noch nie in der Oper oder dem Ballett", gesteht Luke Slater. Umso spannender sind die Kompositionen, die auch als Album erhältlich sind.
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"Ich war sofort in das Stück von Luke Slater verliebt", sagt Choreographin Nadja Saidakova. "Es sind mehrere Themen, die sich abwechseln mit vielen Rhythmen und Inhalten." Ihre Inszenierung bei "Shut Up And Dance" ist weniger "Schwanensee" mit Tutu und Spitzenschuhen, sondern ein sehr dynamischer, moderner Tanz. Schließlich will man die Clubber nicht mit Altbackenem verprellen. Der Austausch zwischen Underground und Hochkultur ist in vollem Gange. Nach Klassik, angewandeter Kunst und Theater findet nun also auch das Ballett seinen Weg in die Nachtclubs, denn nicht nur im Berghain werden unter der Discokugeln Pirouetten gedreht, auch der 103 Club hat sein Herz für Tänzer entdeckt. Jeden zweiten Donnerstag steigt "Contact Jam". Bei dem außergewöhnlichen Event trifft VJ-Kunst auf Modernen Tanz. Hinter der Lounge im ersten Stock befinden sich zwei versteckte Räume. Der Treffpunkt der "Contact Jam"-Szene. "Contact Jam" bedeutet, dass nicht nach einer Choreographie getanzt, sondern spontan improvisiert wird. Jede dieser Bewegungen zeichnen Kameras auf, Videokünstler kombinieren sie live mit Grafiken, Comics oder Schriftzeichen. Die bewegten Bilder projizieren sie dann an die Wände der Lounge. "Die Leute tanzen, und wir kommunizieren das an die Bargäste", erklärt ein Videokünstler. "Man fühlt sich, als ob man mittanzen würde", bestätigt Gina aus Italien und deutet auf die wirbelnden Figuren an der Wand. Neugierige Gäste können auch die hinteren Räume aufsuchen und den Tänzern direkt zusehen. "Ballett zum Bier - das ist mal was anderes" sagt Francine aus Paris. Seit knapp einem halben Jahr veranstaltet 103Studio das Event. "Wir wollten eine Schnittstelle zwischen Tanz und Videokunst schaffen", wir verkündet. Und der Zulauf ist groß. Denn auch für die Tänzer ist es ein außergewöhnliches Erlebnis. Zitat 103Studio: "Wenn wir den Tänzern demonstriere, wie sie selber die Projektionen beeinflussen können, brechen sie in Begeisterung aus!"
Aus der Berliner Morgenpost vom 28. Juni 2007 |